Xela Wie im Interview: „Als sich mein Leben auf den Kopf stellte, war Rap-Musik mein Ventil.“

Mit „Decke aus Glas“ veröffentlichte Chris Wiedemann alias Xela Wie sein bisher persönlichstes Album. Anfang 2018 hat sich das Leben des Rappers plötzlich auf den Kopf gestellt und die Musik ist zu seinem Ventil geworden. Seine Texte drehen sich um Themen wie Trauer, Trennung, psychische Gesundheit oder Mobbing. Mit uns hat Xela Wie über seine Inspiration und die Entstehung seiner Musik gesprochen.

 

Bevor du als Rapper angefangen hast Musik zu machen, warst du in einer Metalcore Band aktiv. Wie kam es zu deiner musikalischen Kehrtwende?

Xela Wie: Im Prinzip war das keine Kehrtwende, sondern vielmehr eine Rückkehr zu der Musik mit der ich angefangen habe. Meine ersten musikalischen Erfahrungen habe ich in einer Rap/Rock-Band gesammelt. Wir wollten damals einen Sound erschaffen, der dem von Rage Against The Machine ähnelt. Über diese Musik kam ich dann zum Metalcore und der Rap rückte in den Hintergrund. Nach der Auflösung von Venom in Veins 2015 stellte sich für mich eigentlich nicht die Frage wie es für mich musikalisch weitergeht, weil ich parallel immer wieder Beats gebaut und getextet habe. Mir hatte vorher neben Studium und Band die Zeit gefehlt das richtig zu verfolgen, als wir uns aufgelöst haben, konnte ich dann endlich 100% in das neue Projekt stecken.

Hast du dem Metalcore komplett abgeschworen oder gibt es noch Momente, wo du mit dem Genre in Berührung kommst?

Xela Wie: Ja, auf jeden Fall habe ich noch Kontakt zum Genre. Ich habe mein komplettes Album im Studio unseres damaligen Gitarristen aufgenommen. Ein Ziel des Albums war es auch Genregrenzen verschwimmen zu lassen und ganz natürlich die Songs zu schreiben, die mit der Erfahrung die ich in den verschiedenen Genres über die Jahre gesammelt habe, aus mir rauskommen. Wenn man organische Elemente in die Beats aufnimmt, ist das natürlich ein Drahtseilakt, weil man ja nicht will, dass der Sound dated klingt. Ich feiere so viel verschiedene Musik, aber trotzdem habe ich so ein bisschen das Gefühl, dass in der aktuellen Musiklandschaft einen kleinen Mangel an handgemachter Musik gibt. Um aber nochmal explizit auf die Frage zurückzukommen: Es wird definitiv in Zukunft einen richtigen Metalcoresong mit meinen Vocals geben, da bin ich dann aber nur Featuregast.

Als Rapper nennst du dich jetzt Xela Wie. Hat der Name eine Bedeutung?

Xela Wie: Mein Zweitname ist Alexander, Alex rückwärts ist Xela, mein Nachname fängt mit „Wie“ an. Und, so banal das klingt, ich schreibe Songs über mein Leben.

Auf deinem neuen Album „Decke aus Glas“ sprichst du auch ernstere Themen wie Trauer, psychische Gesundheit oder Mobbing an. Woher nimmst du die Inspiration für deine Songs?

Xela Wie: Aus persönlichen Erfahrungen. Ich war schon immer jemand, der sich zu melancholischer und persönlicher Musik hingezogen gefühlt hat und ich habe Musik unabhängig vom Genre schon immer als Ventil benutzt. Anfang 2018 hat sich mein Leben von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt und so abgedroschen sich das anhört, ich benutze die Musik als Therapie. Ich war noch nie jemand, der gut über seine Probleme sprechen konnte, obwohl ich rein vom Kopf her immer genug davon hatte. Aber ich habe mich irgendwann dazu entschieden auf dem Album komplett auszupacken, auch im Detail. Am meisten Angst hatte ich auch, dass die Menschen, die mir nahestehen, die Musik hören und sich Sorgen machen, weil ich da auch teilweise Dinge erzähle, die noch gar keiner wusste. Aber egal welche Abgründe sich da auftun, egal wie abgefuckt die Situationen und Gefühle die ich schildere sind, das ist alles Xela Wie und Xela Wie ist zu hundert Prozent Chris. Das war mir wichtig.

Als erste Auskopplung hast du Single „Okay“ veröffentlicht. Warum hast du dich gerade für diesen Song entschieden?

Xela Wie: Ich habe mich damit richtig schwergetan. Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass mein Favorit für die erste Single ein anderer Song war. Ich habe dieses Mal einem kleinen Kreis an Leuten, auf deren Meinung ich Wert lege, die Songs gezeigt und habe gefragt, was für sie die erste Single ist. Fast alle haben „Okay“ genannt und ich konnte das dann auch irgendwie nachvollziehen. Der Song ist super catchy, hat aber trotzdem alle für mich typischen Elemente vereint und bevor man denkt, dass der Song ein typischer Popsong ist, kommt diese relativ progressive Bridge. „Okay“ ist mein mit Abstand erfolgreichster Song. Er wurde in den Lokalradios gespielt, ist sogar bei McDonalds gelandet und hat jetzt schon zehn Mal so viele Streams wie der bis dahin meistgestreamte Song von mir. Also war es doch die richtige Entscheidung.

Auf deinem neuen Album rappst du nicht nur, sondern hast auch Gesang und Instrumente selbst vertont. Wie entsteht ein Song bei dir?

Xela Wie: Bei dem Album war es so, dass ich in der Regel die Beats zuhause gebaut habe und auch teilweise schon erste Instrumente bei mir aufgenommen habe. Dann habe ich die Spuren gebounced und bin damit zu einem Freund gefahren, wo wir uns zusammen überlegt haben, ob man noch was an den Songs machen kann. Er spielt viel besser Gitarre als ich und hat dann einzelne Spuren nochmal neu eingespielt oder wir haben gemeinsam noch Sachen ergänzt. Teilweise haben wir auch Drums eingespielt oder einspielen lassen. Die fast fertigen Instrumentals habe ich dann wieder mit nach Hause genommen und getextet. Manchmal entstanden auch im Studio schon relativ spontan Hooks. Texten mache ich meistens abends am Küchentisch oder auf dem Balkon, nachts habe ich eigentlich immer den meisten Output. Dann ging‘s wieder zurück ins Studio und wir haben die Vocals aufgenommen, wobei wir uns gerade für den Gesang echt viel Zeit genommen haben, um auch gemeinsam Harmonien herauszuarbeiten.

Können dich deine Fans in Zukunft auch live auf der Bühne sehen?

Xela Wie: Ja, mein letztes Konzert war am 23.11. in Essen und auch nächstes Jahr wird es wieder mit der Band auf die Bühne gehen. Aktuelle Termine findet man auch immer auf meinen Social Media Plattformen.

Eine letzte Frage: Wie würden dich deine Freunde in drei Worten beschreiben?

Xela Wie: Schwierig. Ich brauche eigentlich mehr, aber würde spontan sagen loyal, witzig, verpeilt.

 

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