Von Kanada nach Hamburg: Bea Box über ihr neues Album, Auswandern und ihre Liebe zu Percussion

Am 28. Oktober 2022 veröffentlichte die Sängerin und Percussionistin Bea Box ihr neues Album „Lotus“. In acht Tracks nimmt die Kanadierin den Hörer mit auf ihrer Reise als Auswanderin zwischen Einsamkeit und Verlust, aber auch der Freude und Aufregung eine neue Kultur kennenzulernen. Als sie vor einigen Jahren ihren deutschen Partner in Kanada kennenlernte, begann für die Musikerin aus Montreal ein Leben im Flieger. Doch 2020 machte ihr die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung und es stand eine Entscheidung an: Wo möchte sie in Zukunft leben? Die Entscheidung fiel für die reisefreudige Globetrotterin, die ihr Wissen über Percussion-Rhythmen unter anderem bereits in Kuba, Indien und den Vereinigten Staaten vertiefte, auf Hamburg.

Wir haben nun mit Bea Box im Interview über ihre Musik und ihr neues Album gesprochen und sie hat uns mehr über ihr Leben in einem fremden Land erzählt und warum sie es bis heute nicht bereut hat, nach Deutschland auszuwandern.

 

Auf deinem neuen Album „Lotus“ lässt du den Hörer an deiner Geschichte als Auswanderin von Kanada nach Deutschland teilhaben. Wie ist es für dich so viele tausende Kilometer von deiner Heimat entfernt zu sein?

Bea Box: Für mich ist das eine sehr interessante Erfahrung. Auf der einen Seite sind da Gefühle wie Einsamkeit, Verlust und Leere. Aber auf der anderen Seite überwiegt die Aufregung, einen neuen Ort und eine neue Kultur zu entdecken und neue Verbindungen zu knüpfen. Am Ende habe ich das Gefühl, dass es mein Leben so sehr bereichert und ich die Welt und die Menschen auf einer tieferen Ebene verstehe. Am Anfang war es eine eindrucksvolle Veränderung, aber jetzt fühle ich mich hier zu Hause und bin so dankbar für alle, die mich in ihrem Leben willkommen geheißen haben.

Was war der Grund für die Entscheidung, nach Hamburg auszuwandern?

Bea Box: Ich habe meinen deutschen Verlobten in Kanada kennengelernt und bin in den ersten Jahren viel zwischen Kanada und Deutschland hin und her gereist. Es fühlte sich an, als wäre ich an zwei Orten zu Hause. Es war nicht immer einfach so oft zu fliegen, aber es fühlte sich auch gut an, die Chance zu haben, meine Jobs und Beziehungen und Kanada weiter pflegen zu können, während ich mir ein Leben und eine Karriere in Deutschland aufbauen konnte. Alles hat sich für mich, wie für viele andere auch, im Jahr 2020 mit der Pandemie geändert. Da ich nicht so einfach reisen konnte, musste ich mich entscheiden, wo ich leben möchte – und ich entschied mich dafür, in Deutschland zu bleiben. Mein Verlobter ist ein wunderbarer Partner, und ich finde das Land und die Kultur sehr interessant und belebend. Es war die richtige Wahl für mich.

In acht Songs nimmst du den Hörer mit auf deine Reise. Gibt es einen Song, der dir besonders viel bedeutet?

Bea Box: Ich habe das Gefühl, dass „Grief“, Trauer auf Deutsch, für mich ganz besonders ist. „Grief“ ist ein starker Titel und Trauer verbindet man nicht unbedingt mit etwas Positivem. Aber in diesem Song wollte ich anderen Menschen und auch mir selbst helfen, die gerade eine solche Phase durchleben. Wir alle begegnen dieser Situation mindestens einmal im Leben, wenn wir einen Elternteil, Freunde oder sogar ein Kind verlieren. Ich wünsche mir wirklich, dass die Hörer in diesem Lied etwas Trost finden und dieses tiefe und unangenehme Gefühl des Verlustes überwinden können.

Dein Album ist zweisprachig – Englisch und Französisch. Wie entscheidest du, auf welcher Sprache du deine Texte schreibst?

Bea Box: Die Wahl der Sprache ist bei mir sehr instinktiv. Normalerweise beginne ich mit dem automatischen Schreiben – das bedeutet, dass ich einfach alles aufschreibe, was mir in den Sinn kommt. Bereits zu diesem Zeitpunkt verfasse ich den Text in der Sprache, die sich für das Thema, über das ich schreibe, am natürlichsten anfühlt. Danach, wenn ich den Text auf eine poetischere Weise bearbeite, stelle ich sicher, dass die benötigten Wörter in der von mir gewählten Sprache gut klingen. So kommt es vor, dass ich einen Text in eine andere Sprache übersetzen muss, weil mir das Thema in der ursprünglichen komisch vorkommt. Ich denke, am Ende ist es immer eine Frage des Gefühls und der Musikalität. Es muss auf jeden Fall gut klingen.

Bei Aufenthalten in Kuba, Indien und den Vereinigten Staaten hast du deine Kenntnisse verschiedener Rhythmus-Kulturen vertieft. Inwiefern hat das deine Arbeit als Percussionistin beeinflusst?

Bea Box: Das hat alles verändert. Percussion ist so faszinierend, da es immer eng mit der jeweiligen Kultur verbunden ist. In jedem Land, das ich besuchte, konnte ich die unterschiedlichen Gefühle und Wendungen in den dort gespielten Rhythmen hören und fühlen. Ich wurde stark geprägt und habe versucht, das Wissen und die Inspiration in meinen Songs zu nutzen. Zum Beispiel kann man in ihnen einige Teile traditioneller Percussion-Rhythmen hören. In „Your Joy“ findest man kubanisches Guaguancó und etwas afrikanisches Sinté in „Le vol des oies“.

Live hast du schon mit Stefanie Heinzmann oder den No Angels auf der Bühne gestanden. Gibt es einen Künstler, mit dem du gerne mal zusammenarbeiten oder auftreten würdest?

Bea Box: Aktuell würde ich am liebsten viel mehr mit meinem eigenen Projekt auftreten. Ein Team zu haben und eine fantastische Bea Box Live-Show mit verrückter Beleuchtung, Bühnendesign und großartigem Sound zu entwickeln, wäre mein Favorit.

Als Percussionistin warst du Teil der australischen Varieté-Show „Velvet“ und hast gerade dein Album-Release hinter dir. Was steht als Nächstes für dich an? Hast du schon Pläne, wie es weiter geht?

Bea Box: Mit meiner eigenen Show starten wir jetzt gerade mit der Booking-Phase. Ich schätze, das wird von nun an die meiste Zeit in Anspruch nehmen. Nebenbei trete ich am 19. November 2022 beim World Drum Festival in Mannheim auf und spiele dann die Winterkindershow „Der kleine Prinz“ im Sankt Pauli Theater in Hamburg. Auch im Hansa Theater soll Velvet im Frühjahr wiederkommen. Und dann wünsche ich mir, dass der Sommer voller Bea Box Shows ist.

 

Für weitere Informationen:
Luisa Ney | macheete
E-Mail: presse@macheete.com