In der Jazz-Szene ist Rüdiger Baldauf eine nicht mehr wegzudenkende Größe. Mit seinen Werken widmet sich der renommierte Musiker den Legenden der Musikgeschichte und feierte vor drei Jahren einen großen Erfolg mit seinem Michael Jackson Tribute Album „Jackson Trip“. Nun widmete sich Rüdiger Baldauf zusammen mit seiner Band einer weiteren Größe: Den Beatles. Wir haben mit dem Star-Trompeter, der schon mit Stars wie Ray Charles, Seal, Jamie Cullum oder Michael Bublé auf der Bühne stand, im Interview über sein neustes Album „Strawberry Fields“ gesprochen und wie es ihm gelingt, dem Vermächtnis der größten musikalischen Köpfe dieser Zeit gerecht zu werden. Gerne stellen wir euch das Interview lizenzfrei zur Verfügung.
Als einer der erfolgreichsten Trompeter Deutschlands hast du schon die ganze Welt bereist und mit namhaften Musikern auf der Bühne gestanden. Gibt es etwas, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Rüdiger Baldauf: Einige besondere Auftritte mit James Brown und Barbra Streisand bleiben mir in Erinnerung. Aber etwas ganz Besonderes wird es immer bleiben, wenn ich in meine eigene Band Gäste einlade und meine ganz persönlichen Jazz Heroes Titel von meinen CDs spielen. So zum Beispiel Billy Cobham, der Drums in meiner Band gespielt hat, genau wie Jimmy Haslip von den Yellow Jackets am Bass oder der amerikanische Saxofonist Eric Marienthal oder Bill Evans, der als Gast auf der „Jackson Trip“ spielte. Auch deutsche Gäste wie zum Beispiel Max Mutzke inspirieren unsere Band zu immer neuen Höhenflügen.
Vor drei Jahren hast du dich den Songs des King of Pop gewidmet, jetzt hast du mit „Strawberry Fields“ eine Hommage an eine der legendärsten Bands veröffentlicht. Warum hast du dich gerade für die Beatles entschieden?
Rüdiger Baldauf: Die Beatles waren für mich die prägendste Pop Band meiner Jugend, neben weiteren Einflüssen durch Led Zeppelin, Pink Floyd, Frank Zappa und Earth Wind & Fire. Besonders in meiner musikalischen Entwicklungszeit als Teenager waren sie meine Helden. Eine Hommage an ihre großen Songs lag einfach nahe. Nach dem Erfolg unseres Michael Jackson Albums haben wir uns entschlossen, ein weiteres Album im ähnlichen Stil zu produzieren. Dabei war uns wichtig, nicht einfach zu covern, sondern wirklich vielschichtige und kreative Arrangements dieser Werke zu erschaffen. Für dieses Konzept sind die Beatles absolut prädestiniert – es gibt wirklich keine andere Band mit derartigen Vorlagen und Wahlmöglichkeiten. Dazu kommt, dass wirklich (fast) jeder die Musik der Beatles kennt. Damit gelingt uns eine reizvolle Mischung aus bekannten Pop-Hits mit unseren neuartigen, kreativen Arrangements, die weit über den Rahmen gängiger Neuinterpretationen hinausgehen. Der Zuhörer soll mit uns auf eine Reise gehen – ganz egal, wie man das am Ende stilistisch einordnen mag.
Mit deiner Musik widmest du dich den musikalisch größten Köpfen unserer Zeit. Wie schaffst du es, diesem Vermächtnis gerecht zu werden?
Rüdiger Baldauf: Nun, ob ich diesem Vermächtnis gerecht geworden bin, kann nur der Zuhörer oder Konzertbesucher entscheiden. Falls meine Fans und Kritiker zu diesem Schluss kommen, denke ich, dass Demut und Respekt dazu geführt haben, eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Musik der Beatles“, gepaart mit einem Bauchgefühl und angeborener Spiellust, mit fantastischen Titeln etwas Neues zu kreieren.
Wie sieht denn der Entstehungsprozess einer deiner Interpretationen aus?
Rüdiger Baldauf: Bei Instrumentalmusik, sprich ohne Text, funktioniert ein Song mal besser oder eben schlechter. Immerhin fehlt dann ja eine gewisse Dimension bei der Musik. Das ist immer wieder ein Experiment. Manche Titel wiederum eignen sich sehr gut und lassen sich manchmal in ein wirklich neues Gewand hüllen. Für uns waren dafür ein paar Kriterien besonders wichtig: Wie klingt die Melodie auf der Trompete? Müssen wir eine andere Tonart wählen? Lässt die Melodie etwas Spielraum für eine Re-Harmonisierung? Hier ist viel Kreativität gefragt, denn der Song braucht eine gewisse Substanz, damit er in unserer Besetzung auch funktioniert.
Im Falle von „Norwegian Wood“ etwa klingt die Melodie sehr reizvoll. Löst man sie aus dem Kontext heraus, dann merkt man erst, wie sehr sie sich beispielsweise in einem anderen Kontext verwenden lässt. In unserem Fall ist daraus dann eine 6/8-tel Ballade im Soul- beziehungsweise RnB-Style geworden. Für mich ist es immer wichtig, dass alle Bandmitglieder ihre Einflüsse geltend machen sollten. Jede noch so kleine Idee wird in unserem Proberaum ausprobiert, dann verworfen oder adaptiert. Letztendlich habe ich das letzte Wort, aber wir sind sehr demokratisch organisiert.
Hast du einen persönlichen Lieblingssong auf deinem neuen Album?
Rüdiger Baldauf: Am Anfang war es der Titel „We can work it out“, aber wenn man sehr ausgiebig an einem Arrangement arbeitet, hört man den Song wieder und wieder und er verliert allmählich seine Attraktivität. Dabei blüht ein neuer Song auf und wird der neue Favorit, bis auch er verblüht. Als ich 2010 meine erste CD veröffentlichte, hatte ich die Songs so rund gehört, dass mir das Album gar nicht mehr gefallen hat. Dieses Mal ist es nicht so stark ausgeprägt, aber eine kleine Hörpause tut immer gut. Gerade bevor es dann hoffentlich mit dem neuen Programm wieder auf Tour geht.
Du hast schon mit musikalischen Größen wie Ray Charles, Seal, Jamie Cullum oder Michael Bublé zusammengearbeitet. Gibt es einen Musiker, mit dem du in der Zukunft gerne mal im Studio stehen würdest?
Rüdiger Baldauf: Justin Timberlake, Stevie Wonder oder Sting. Die meisten Wünsche sind allerdings schon in Erfüllung gegangen. Letztes Jahr durfte ich als Feature Gast mit den DB GROOVE WARRIERS und dem Drum Hero meiner Jugend, Dennis Chambers, ein Konzert spielen und dann sogar noch einen Song meiner CD – es war ein Fest, ich war aufgeregt und dankbar!
Hast du schon Pläne für die Zukunft? Wird es nach Michael Jackson und den Beatles weitere Tribute-Alben von dir geben?
Rüdiger Baldauf: Es war zwar nicht so geplant, aber inzwischen sind wir schon auf Bearbeitungen und Tributes spezialisiert. Aber um eine sinnvolle Richtung einzuschlagen, sollte zunächst Erfolg oder Misserfolg des letzten Albums reflektiert werden. Dazu ist zunächst Abstand und Zeit erforderlich – momentan scheint ja unser Album „Strawberry Fields“ wieder ein Erfolg zu werden, wenn ich den temporären Verkaufszahlen Glauben schenken darf. Möglich wäre ein weiteres Tribute Album. Ich habe dazu auch schon eine schöne Idee, die ich aber noch nicht verrate. Auch ein Album mit ausschließlich eigenen Kompositionen wäre reizvoll – man sollte immer seinem Bauchgefühl folgen und nicht auf den potenziellen Erfolg bauen, erst dann kann man die richtige Entscheidung treffen.
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