Kürzlich veröffentlichte Michael Kraemer sein Debütalbum „Zwischen den Jahren“. Dieses Album dient nicht nur als musikalisches Erlebnis, sondern auch als Autobiographie. Michael nimmt seine Zuhörer mit auf eine Reise von den 90er Jahren in Deutschland bis zu seinem aktuellen Leben in Brasilien. Heute erscheint auf YouTube die gleichnamige Dokumentation „Zwischen den Jahren“ zur Entstehung des Albums. Wie es dazu kam und noch vieles mehr, erzählt Michael hier.
Du hast sehr offen über den Grund gesprochen, warum du aufgehört hast, Musik zu machen, als du jünger warst: der Tod deines Freundes. Wie war es für dich, etwas so Intimes und Persönliches mit der Welt zu teilen? Was hat dich dazu bewegt, diese Entscheidung zu treffen?
Michael Kraemer: Es war ein längerer Prozess, diese Entscheidung zu treffen. Die beiden Songs „Federleicht“ und „Was bleibt“, die ich kurz nach Willems Tod für ihn geschrieben habe, sind vor 20 Jahren entstanden. Nachdem wir die neuen Versionen während der Pandemie hier in Brasilien aufgenommen haben, hat sich mir die Frage gestellt, was mit dem Material passieren soll. Bis zu dem Punkt war die Hintergrundgeschichte zur Entstehung der Songs nur Familienmitgliedern und engen Freunden bekannt. Ich habe dann den Kontakt zu ihnen und anderen Weggefährten aus der damaligen Zeit gesucht und sie um ihre Meinung gebeten. Es waren emotionale und sehr schöne Gespräche, die auf mich wie eine Zeitreise wirkten. Wir alle waren schließlich der Meinung, dass die Veröffentlichung der Songs zusammen mit ihren Hintergrundgeschichten eine schöne und passende Form der Erinnerung an Willem ist.
Was war bisher dein Lieblingsauftritt oder Festival, wo du gespielt hast und warum?
Michael Kraemer: Eines der Highlights war sicherlich der Auftritt in 2001 mit meiner damaligen Band c*clay beim Orange Blossom Special Festival. Mit c*clay haben wir Southern Rock gespielt, und bei dem Festival hat einfach alles gepasst – vor, auf und hinter der Bühne. Wir wurden von einem super Team betreut und durften vor einem fantastischen Publikum unsere Songs spielen.
Für welchen Song im Album hast du am längsten gebraucht?
Michael Kraemer: Schon in der Vorbereitungsphase auf die Aufnahmen im Studio habe ich gemerkt, dass mir der Song „Was bleibt“ immer noch sehr nahe geht. Bewusst habe ich ihn dann auch als letzten eingesungen. Viel länger als die der anderen Songs haben die Aufnahmen zu „Was bleibt“ zwar nicht gedauert, es waren aber die für mich emotionalsten.
Warum hast du dich für Brasilien entschieden als du umgezogen bist – Hattest du schon eine Verbindung zu dem Land?
Michael Kraemer: Es stand für mich eigentlich schon relativ früh fest, dass ich zumindest einen Teil meines Lebens im Ausland verbringen würde. Eine konkrete Vorstellung wo genau, hatte ich damals aber noch nicht. Die Liebe hat mich dann nach Brasilien geführt. In Frankreich habe ich meine brasilianische Frau kennengelernt, mit der ich inzwischen hier in Florianópolis lebe.
Vermisst du manchmal dein Leben in Deutschland? Würdest du irgendwann nochmal zurückziehen?
Michael Kraemer: Ich vermisse vor allem das Zusammensein mit Familie und alten Freunden. Spontane Besuche sind aufgrund der Distanz natürlich nur noch schwer zu organisieren. Ich probiere aber, mindestens einmal im Jahr nach Deutschland zu kommen und freue mich immer sehr auf den Besuch in der alten Heimat. Ein Umzug zurück nach Deutschland ist aktuell aber nicht geplant. Hier in Süd-Brasilien, zwischen Strand und Atlantischem Regenwald, fühle ich mich sehr wohl – und zu Hause.
Erzähl uns doch bitte ein wenig mehr über die Entstehung der Doku: wie kam es dazu, welche Momente waren schwierig zu filmen, welche einfacher?
Michael Kraemer: Die Idee zur Doku entstand nach dem Dreh zum Video Clip von „Was bleibt“ im Amazonasgebiet. Zusammen mit dem Regisseur Antonio Rossa und Marcelo Mudera haben wir überlegt, in welcher Form wir die Hintergrundgeschichte zu diesem Song am besten erzählen können. Ursprünglich war eigentlich nur ein einfaches Interview angedacht. Wir haben uns dann zusammen Fotos und Videos aus meinen alten Bandzeiten angeschaut und sind tiefer in die Hintergrundgeschichten zu den anderen Songs eingetaucht. Da wuchs nach und nach die Idee, aus dem ganzen Material eine Doku zu machen. Insgesamt haben sich die Arbeiten an diesem Projekt über ein Jahr erstreckt. Ein besonderer Moment dabei waren die Dreharbeiten mit einem kleinen Segelboot auf offenem Meer. Um bei Sonnenaufgang filmen zu können, mussten wir mitten in der Nacht aufbrechen und sind bei Mondlicht und sternenklarem Himmel über die Wellen geglitten. Das Segeln in den Sonnenaufgang hinein werde ich wahrscheinlich nie mehr vergessen…
Wenn du heute nochmal irgendwo hinziehen würdest, wo würdest du hin?
Michael Kraemer: Ich bin hier in Florianópolis eigentlich rundum glücklich und habe noch keinen für mich passenderen Fleck auf dieser Erde gefunden.
Das Album „Zwischen den Jahren“ von Michael Kraemer ist ab sofort auf allen Download- und Streamingplattformen verfügbar.
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