Karlie Apriori im Interview über Poetenrock, Selbstfindung und ihre EP „Seelenpassagier“

Vor kurzem veröffentlichte die Singer-Songwriterin Karlie Apriori mit „Seelenpassagier“ ihre neuste EP. Zwischen Feuerzeug-Balladen und Stadionhymnen meldete sich die Berlinerin mit einer Menge Selbstverwirklichung, ihrem ersten Liebeslied und einer Hommage an ihren ganz persönlichen Seelenpassagier zurück. Mit uns hat Karlie nun über ihr Release, ihr eigenes Genre Poetenrock und den Weg zur Selbstfindung gesprochen.

 

Als Künstlerin trittst du unter dem Namen Karlie Apriori auf. Wer versteckt sich dahinter und was verbindest du damit?

Karlie: A priori heißt frei übersetzt, etwas zu tun, ohne einen Beweis dafür zu haben, dass es zum Beispiel das Richtige ist. Nach einer schweren Depression – auf der Suche nach meinem persönlichen Glück – habe ich mich vor ein paar Jahren dafür entschieden, mehr auf meinen Bauch und weniger auf meinen Verstand zu hören. Intuitiv trifft man Entscheidungen, die einen selbst überraschen und von denen man nicht weiß, wohin sie einen tragen. Ich habe also meinem bisherigen Leben den Rücken zugekehrt, auch den vermeintlich sinnvollen nächsten Schritten und habe das getan, was für den Verstand unlogisch war, sich aber für mich richtig angefühlt hat: Beruflich kreativ und musikalisch zu arbeiten und ein Solo-Projekt zu starten. Mit meinem Künstlernamen wollte ich diese Art der Lebensgestaltung symbolisch festhalten. Gleichzeitig bedeutet es auch, dass meine Musik sich nie an Sinnhaftigkeit wie zum Beispiel Markttauglichkeit orientieren wird, sondern immer an dem, was sich für mich in diesem Moment richtig anfühlt.

Du bist als Erfinderin des Poetenrocks bekannt. Wann wurde dir bewusst, dass du ein eigenes Genre für deine Musik brauchst?

Karlie: Ein bisschen resultiert das aus meinem Ansatz, aus mir heraus zu kreieren und mich musikalisch nicht aktiv an Außen zu orientieren. Dann würde meine Musik ganz anders klingen, mir aber sicherlich nicht so viel bedeuten. Dass ich mein eigenes Genre brauche, fiel mir auf, als ich gemerkt habe, wie schwer es mir fällt, deutsche Künstler:innen zu finden, die so etwas machen wie ich. Meine Texte sind klassische Singer-Songwriter-Songs, poetisch, mit viel Tiefe und selbstreflexiven Themen. Die rockige Energie nimmt meinen Songs die Schwere und die Melancholie und gibt dafür Hoffnung und Power. Ich denke, diese Mischung macht einen Karlie Apriori-Song aus und „Poetenrock“ war einfach genau der richtige Begriff dafür.

Am 11. Juni 2021 ist deine neue EP mit dem gleichnamigen Titelsong „Seelenpassagier“ erschienen. Wer ist für dich ein Seelenpassagier und was hat dich zu dem Song inspiriert?

Karlie: Ich bin sehr dankbar über die vielen Begegnungen in meinem Leben. Und sicherlich kennt es jeder, dass einige davon emotional intensiver sind als andere. Ein Seelenpassagier ist für mich diese Person, die man trifft und mit der man sofort connected. Nach ein paar Stunden fühlt es sich so an, als würde man sich bereits 1000 Jahre kennen. Und vielleicht ist es ja auch so. Vielleicht ist man schon sehr lange gemeinsam unterwegs und trifft sich einfach immer wieder. Der Song ist natürlich für meinen Seelenpassagier.

Die Songs deiner EP nehmen den Zuhörer mit auf einer Reise der Gefühle und erzählen immer eine Geschichte. Beruhen diese auf wahren Begebenheiten?

Karlie: Ja, zu 100 % . Sowohl die Songs meiner ersten EP „Verspielt“ als auch der zweiten EP „Seelenpassagier“ sind unfassbar nah an mir, meinen Erlebnissen und meinem Leben dran. Jeder Song ist eine poetische Interpretation von einem Moment, einer Phase oder einer Geschichte aus meinem Leben.

Gibt es einen Song auf deiner EP, der dir besonders am Herzen liegt?

Karlie: Ich glaube, es ist wie mit Freunden. Man liebt sie alle, aber auf unterschiedliche Art und Weise oder für andere Dinge. So ist es mit meinen Songs auch. Sie berühren mich alle auf ihre Art. Besonders ist an dieser EP, dass auf ihr mit „Für uns“ mein einziges Liebeslied ist. Und mit „Seelenpassagier“ auch der erste Song, der deutlich in Richtung Aufbruch zu einem noch positiveren Lebensgefühl geht. Diese beiden Tracks sind deswegen im Moment meine Highlights der Platte.

In deinen Texten steckt nicht nur viel Liebe, sondern auch eine Menge Selbstverwirklichung. Was würdest du jemanden auf dem Weg zur Selbstfindung raten?

Karlie: Be the fuck alone. Nimm dich raus, zieh dich zurück, gönn dir Ruhe. Wenn du wirklich wissen willst, was dich ausmacht, was deine echten Bedürfnisse sind, dann darfst du lernen, ganz ruhig zu sein und dich nach innen und nicht nach außen zu orientieren. Du kannst aufhören, nachzudenken oder dir etwas zu überlegen, dass passen könnte. Du darfst einfach nur ruhig sein, dich vielleicht sogar langweilen und hinhören. Dann bekommt man langsam ein Gefühl dafür, für was das Herz schlägt und man wird auch im Alltag einfacher mitbekommen, ob etwas was für einen ist oder nicht. Denn das ist die Konsequenz der Selbstfindung, das Leben seiner Bedürfnisse entsprechend zu gestalten. Und das wird einen glücklich und vor allem wahrhaftig zufrieden machen.

Was hält die Zukunft für dich bereit? Lässt du sie auf dich zu kommen oder sind schon Konzerte und neue Musik nach der Pandemie geplant?

Karlie: Momentan genieße ich den „Blank Page“ Moment. Nach dem Release, dem Loslassen der Songs, habe ich zuallererst die Zeit genutzt, um mich zu fragen, wie es jetzt für mich weitergehen darf. Bloß, weil man bis jetzt das und das gemacht hat, heißt das nicht, dass das pauschal für immer so weitergehen muss. Ich bleibe ganz klar Apriori und folge meiner Intuition. Ich kann auf jeden Fall so viel verraten, als dass ich neue Songs schreiben werde, mich aber auch auf neues künstlerisches Terrain bewegen werde. Live-Shows sind auf jeden Fall auch in der Pipeline. Für aktuelle Termine checkt man am besten meine Socials oder meine Website.

 

 Für weitere Informationen:
Luisa Ney | macheete
E-Mail: presse@macheete.com