Normalerweise findet die Weltenbummlerin, Sängerin und Songwriterin HENRIETTE ihre Inspiration auf ihren Reisen. Doch in Zeiten der Pandemie, ohne die Möglichkeit neue Orte und Kulturen kennenzulernen, zog sie sich an einen ganz besonderen Ort zurück: Tief in den hintersten Winkel ihres Herzens, dort wo die versteckten und verbotenen Gefühle schlummern. In dem vergessenen Garten, beleuchtet vom Mondlicht, ging die gebürtige Saarländerin auf Spurensuche und schrieb in den letzten zwei Jahren 70 neue Songs. Mit der Dark-Folk-Ballade „Dear Shadow“ gab HENRIETTE vor kurzem einen tiefen Einblick in ihre neue Musik, die sie selbst „Cindie-Folk“ (Cinematic Indie Folk) nennt. Wir haben nun mit der Sängerin im Interview über ihr eigens kreiertes Genre, tiefe Gefühle und ihr kommendes Album gesprochen.
Als Weltenbummlerin bist du schon viel herumgekommen, von deiner Heimat im Saarland in die USA und aktuell lebst du in Berlin. Bist du jetzt in der Hauptstadt angekommen oder zieht es dich auch weiterhin in die große Welt?
HENRIETTE: Zum einen genieße ich es, in Berlin angekommen zu sein und mich dort zu Hause zu fühlen, andererseits gibt es auch immer einen Ort, eine Kultur, einen Horizont, der mich anzieht und früher oder später wieder unterwegs sein lässt. Nicht in Bewegung zu sein, sowohl körperlich als auch geistig, ist für mich eines der unangenehmsten Gefühle überhaupt. Natürlich muss man dazu nicht immer tatsächlich „on the road“ sein, aber neue Menschen zu treffen, die Welt durch andere Augen zu sehen und den Koffer mit Eindrücken voll zu packen, macht das Ganze einfacher.
In den letzten zwei Jahren Pandemie hast du ungefähr 70 neue Songs geschrieben. Wie findest du die Inspiration für so viel Material?
HENRIETTE: Da durch die Pandemie nicht die Möglichkeit bestand, auf Reisen zu gehen und sich dort Inspirationen für neue Musik zu holen, habe ich mich auf eine innere Reise begeben. Zu dem Ort tief im hintersten Winkel des Herzens, an dem versteckte, vergessene und verbotene Gefühle schlummern, die nur darauf warten, in Songs verpackt zu werden. Diesen Ort habe ich mir ein bisschen wie einen geheimen Garten vorgestellt. Schattig, beleuchtet von Mondlicht, mit sanftem Regen und ganz besonderen Blüten und Gewächsen. Dort auf Spurensuche zu gehen, war sehr spannend und eine ganz neue Erfahrung für mich.
Mit „Dear Shadow“ hast du nun mit deiner neuen Musik den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt. Warum hast du dich gerade für diesen Song als erste Single entschieden?
HENRIETTE: „Dear Shadow“ ist die Quintessenz von all dem, was in den nächsten Wochen und Monaten noch so folgen wird. Sozusagen der Herzschlag meiner jetzigen Kreativität.
Was möchtest du dem Hörer mit dem Song vermitteln?
HENRIETTE: Jeder von uns hat innere Kämpfe auszutragen, manche davon sind klein, andere groß. Diejenigen, die behaupten, keine zu haben, kämpfen vielleicht sogar am härtesten. Ich finde es wichtig, noch offener über diese Emotionen zu sprechen, sie aufzufangen und sie nicht zu werten oder gar abzuwerten. Im Grunde gibt es keine schlechten Emotionen. Es gibt nur schlechte Wege, damit umzugehen. Was uns alle verbindet, ist der Wunsch nach Geborgenheit, nach Glück, nach dem Gefühl, geliebt zu werden. Dieses Streben ist ein Urwunsch und möglicherweise unsere größte Stärke. Wenn wir uns erinnern, dass wir das Recht haben, Liebe und Licht zu erfahren, ist der Schatten nichts weiter als ein notwendiger Wegbegleiter.
Deine neue Single gibt einen ersten Einblick in deine eigene Musikrichtung, die du selbst „Cindie-Folk nennst. Wie bist du auf die Idee gekommen, Indie Folk mit cinematischen Details zu kombinieren?
HENRIETTE: Schon als Kind hatte ich zwei sehr ausgeprägte Seiten in mir. Entweder ich war ausgelassen und voller Action mitten im Geschehen, oder ich war introvertiert und Gedanken versunken irgendwo im Wald. Das hat sich bis heute eigentlich nicht geändert, das sind die beiden Pole, die mich zusammenhalten. Von daher spiegelt sich das auch in meiner Musik wider. Ich liebe das Handgemachte, das Pure und Unverfälschte, im gleichen Atemzug liebe ich aber auch große Emotionen und gutes Drama. Die Idee, cinematische Elemente mit Handgemachtem zu verbinden, war keine bewusste Entscheidung, sondern wuchs aus den Emotionen, die ich mit meiner Musik ausdrücken möchte. Es ist aber interessant, wie man manchmal selbst zurückschaut und denkt: „Klar, ist ja ganz logisch, dass das so klingen muss!“ Diesen kreativen Selbstentdeckungsprozess liebe ich.
Wie kam es zu der Entscheidung, Country-Pop den Rücken zuzuwenden?
HENRIETTE: Den Genrewechsel habe ich nicht geplant, sondern das war eher etwas, das sich innerhalb des letzten Jahres entwickelt hat. Wie gesagt, liebe ich es, in Bewegung zu sein und mit dem Flow zu gehen. Vor vier Jahren floss dieser Flow vielleicht als kleines Bächlein durch eine sonnige Kakteenwüste. Danach wurde er etwas größer und bahnte sich seinen Weg durch eine hügelige Landschaft, bis er sich nun als junger Fluss in einem wunderschönen Wald neu entfalten konnte. Der Herzschlag meiner Musik bleibt allerdings derselbe. Geschichten von mir zu dir, direkt aus dem Tagebuch – nur diesmal halt eben aus einem, das normalerweise verschlossen ist.
Einer von 70 Songs ist jetzt auf dem Markt. Wie geht es für dich weiter? Steht schon eine EP oder ein Album in den Startlöchern?
HENRIETTE: Tatsächlich ist „Dear Shadow“ die allererste Note meines neuen Albums. Weitere Singles sind für Frühling und Sommer geplant, bevor dann im Indian Summer die komplette Ladung erscheint. Das Album trägt im Moment übrigens auch den Titel „Dear Shadow“ – mal schauen, ob das so bleibt.
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