Mit seiner EP „Das letzte Gericht“ wollte der Fast-Food-Rapper und selbsternannte King of Snack für Wirbel sorgen und nimmt die Fast-Food-Kreationen, Produkte und Restaurants der deutschen Rap-Elite ganz genau unter die Lupe. Das ist vor allem den Fans des ein oder anderen Rappers ganz schön übel aufgestoßen. Mit uns hat Fetti! nun im Interview darüber gesprochen, was die Idee hinter der EP voller Diss-Tracks war, wer ihn dafür gefeiert hat und was seine musikalischen Pläne für die Zukunft sind. Gerne stellen wir euch das Interview lizenzfrei zur Verfügung.
Mit deiner neuen EP „Das letzte Gericht“ nimmst du Fast-Food-Produkte und Restaurants unter die Lupe. Warum hast du dich ausgerechnet als Fast-Food-Rapper verwirklicht?
Fetti!: Auf meinen bisherigen Releases hatte immer mal wieder solche Fast-Food-Songs. Natürlich hab ich auch sinnreichere Songs, die von anderen Themen handeln, aber auf der jetzigen EP ist das Essensding Hauptthema geworden. Im Endeffekt braucht ja auch jeder Rapper ein Image und seine Keyvisuals und bei mir ist es die Völlerei geworden. Ich fand das witzig und es von Release zu Release immer mehr in den Vordergrund getreten. Wenn ich mich mit anderen Künstlern vergleiche, bin ich da ein wenig der Antiheld und vielleicht hätte ich mir ein martialischeres Image oder etwas sportlicheres ausdenken sollen. Dann hätte ich mich Fitti! statt Fetti! nennen können – finanztechnisch wäre das bestimmt cleverer gewesen, aber einen Typen namens Fitti gibt es ja schon. Aber wenn ich mich schon Fetti! nenne, ist es doch naheliegend, dass ich mich im Rapkosmus dazu berufen darf, den Restaurantkritiker zu spielen und deren Essen durch den Kakao zu ziehen oder nicht?
Woher kommt deine Liebe zu Tiefkühl-Pizza und Döner?
Fetti!: Ich spiele einfach gerne mit der Thematik und hab einen hohen Output, wenn es ums Kulinarisches geht. Das heißt ja auch nicht gleich, dass ich den ganzen Tag zu Hause sitze und mich mit Pizza, Chips und solchem Zeug vollstopfe, das möchte ich kurz klarstellen. Ich kann auch mehr in der Küche als Döner kaufen und Tiefkühltruhe-Pizza in den Ofen schieben.
In deinen Songs stehen vor allem die Produkte von Rap-Größen wie Samy Deluxe, Massiv oder Capital Bra auf der Abschussliste. Aus welchem Grund haben es dir besonders die Kreationen der deutschen Rap-Elite angetan?
Fetti!: Das ist nichts Persönliches und hat auch nichts mit Sozialkritik oder ähnlichem zu tun, die sollen so viel Eistee etc. verkaufen wie sie wollen. Ich fand die Idee einfach geil, das Essen von Rappern ins Visier zu nehmen und die Battleebene auf dieses Feld zu tragen. Ich meine, man hat schon alles Mögliche an Disstracks gehört und die Inhalte wiederholen sich da ja jetzt schon seit Jahren und sind auf Dauer langweilig. Ich wollte mal was Neues machen und für ein wenig Abwechslung sorgen. Eine ganze EP zu machen auf der das Essen von Rappern gedisst wird, ist doch wahnsinnig lustig und seien wir mal ehrlich sogar ein wenig innovativ, auch wenn die Idee bescheuert klingt.
Hand aufs Herz, das sind alles talentierte Künstler, wobei ich mir bei Moneyboy jedoch unsicher bin, ob talentiert hier auch zutrifft, die ihren Erfolg verdient haben. Trotzdem ist es schon krass, wie sich das alles geändert hat. Früher wäre den Leuten Sellout vorgeworfen worden, heute gehört es zum guten Ton sein eigenes Produkt, egal welcher Art, auf den Markt zu bringen.
Natürlich hat Namedropping hier auch eine Rolle gespielt, aber dieser Move ist ja nichts Neues im HipHop und auch einige der Künstler, die ich auf der EP erwähne, hatten in ihrer ersten Zeit Songs, auf welchen etablierte Künstler von ihnen ihr Fett weg kriegen.
Nach welchem Prinzip hast du die Produkte und Restaurants ausgesucht? Gab es etwas, das dir besonders übel aufgestoßen ist?
Fetti!: Bei Samy war ich in der Tat vor einem Videodreh in seinem Restaurant und extrem enttäuscht. Im Anschluss habe ich den Song innerhalb weniger Minuten runtergeschrieben. Ich glaube, dass habe ich in dem Track sehr oft betont, aber das war so ein verdammt kleiner Mini-Burger, da habe ich mich wirklich massiv drüber aufgeregt. Nachdem Capi seine Pizza rausgebracht hat, die mich auch nicht gerade umgehauen hat, habe ich dann auch innerhalb weniger Minuten einen Song fertig gestellt, um meinen Senf dazuzugegeben. Das waren dann zuerst Acapellas, die ich auf Spotify hochgeladen hatte.
Dann kam aber auf einmal die Zeit in der jeder Rapper irgendein Produkt auf den Markt brachte und da dachte ich, es wäre doch irgendwie ziemlich hängengeblieben und lustig, ein ganzes Album beziehungsweise eine EP über die Thematik zu machen. Ich meine, so eine Idee hatte noch niemand. Es gibt zwar mittlerweile schon weitere Künstler die Produkte auf den Markt geworfen haben – eigentlich müsste ich jetzt schnell „Das letzte Gericht Teil 2“ schreiben – aber im Endeffekt hab ich da keine große Recherche betrieben oder mir Gedanken gemacht, sondern nur sehr schnell geschrieben, recorded und das Teil rausgehauen.
Hat sich schon jemand deiner Kritik angenommen? Hast du Reaktionen auf deine Songs bekommen?
Fetti!: In der Tat kamen die Rückmeldungen überwiegend von den Fans der Künstler. Die Fans von Money Boy haben ein paar kryptische Kommentare hinterlassen, die ich erstmal dechiffrieren musste. Da war super lustiges Zeug dabei, seine Fans sind schon coole Typen. Die Fans von Massiv fanden das allerdings nicht so lustig. Leider haben sie anscheinend nicht verstanden, dass meine Musik mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist und es hier um seinen Döner und nicht um ihn selbst geht. Ich glaube das Wort „Hund“ ist ganz oft gefallen. Aber ich kann ja nicht jeden mit meiner Musik glücklich machen. Immerhin hatte ich so endlich mal meinen eigenen kleinen Shitstorm und kann das jetzt von meiner Bucket List streichen.
Aber Spaß beiseite: Massiv hat auf jeden Fall mehr mit Musik und allem anderen erreicht als ich und das ist mir auch bewusst. Dafür muss man ihm auch Respekt zollen. Ich will ja nur ein bisschen pöbeln und ein wenig frech sein, was meiner Meinung nach ein – wenn nicht sogar der elementarste – Bestandteil im Rap ist. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Massiv den Song sogar gar nicht schlecht finden würde, im Endeffekt ist das Video ja eine Hommage an sein Erstlingswerk und vor allem die zweite Strophe geht gut nach vorne. Und ernsthaft, der Typ weiß doch was guter Rap ist. Also lieber Massiv: Hör mal bitte rein und diss mich zurück oder mach mir nächstes Mal einen Döner ohne Tomaten. Samy habe ich das Video auch geschickt und er hat mir geschrieben, dass er gut über seine Strophe lachen konnte. Das hat mich wirklich gefreut. Er wollte sich zwar nicht offiziell dazu äußern, aber ich fand es trotzdem ziemlich cool.
Es wird viel darüber diskutiert, ob es heutzutage durch Streaming und dich technischen Möglichkeiten nicht einfacher ist, sich als Newcomer durchzusetzen. Was ist deine Meinung dazu?
Fetti!: Es ist nach wie vor unsagbar schwer, sich als Musiker durchzusetzen. Auch wenn heutzutage jeder die Möglichkeit hat Musik zu veröffentlichen und Videos zu drehen, ist es meiner Meinung nach nicht einfacher geworden als früher. Jeden Tag werden auf Spotify circa 60.000 Songs released und es ist sehr schwer hier mit seiner eigenen Musik aufzufallen. Ebenso unwahrscheinlich ist es, dass Menschen sich ausgerechnet mit deiner Musik auseinandersetzen, wenn sie alle möglichen Künstler und Musikrichtungen für nahezu umsonst streamen können.
Was mich persönlich betrifft: Die Kunstfigur Fetti! mag für viele auf den ersten Blick zu weird oder abschreckend wirken und es ist auch eher unrealistisch, dass ich mit meiner Musik auf die Gym-Motivation-Playlist komme. Dennoch bin ich überzeugt, dass ich mit Humor, einer guten Stimme, Punchlines, Raptechnik, hohem Output und Alleinstellungsmerkmal glänze. Sich trotz dieser Stärken Gehör zu verschaffen, ist nach wie vor verdammt schwer. Ich denke, es ist genau wie im Fußball: Einige wenige schaffen es in die Profiliga, die meisten bleiben jedoch für immer in der Kreisliga. Dort sind eine Menge gute Spieler unterwegs, deren Talent unentdeckt bleiben wird.
Wie geht es jetzt für dich weiter? Hast du schon die nächsten Rapper auf dem Kieker?
Fetti!: Ich hab mittlerweile über 20 weitere Songs im Kasten und arbeite an dem „Get fat or die trying“-Album. Das wird ein wenig vielseitiger. Es kann aber sein, dass der ein oder andere Name fallen wird. Seit längerer Zeit geistert mir auch die Idee im Kopf herum, das Genre zu wechseln und Saufschlager unter einem anderen Künstlernamen zu machen. Demnächst habe ich einen Studiotermin, also mal abwarten.
Hast du eine Message für deine Fans und Hater, die du gerne loswerden möchtest?
Fetti!: Ich glaube, ich hab bisher weder großartig Fans – obwohl vielleicht ja mittlerweile Samy dazu gehört – noch Hater. Aber wenn es euch irgendwo da draußen gibt dann, schreibt eine Petition an Oettinger, dass Fetti! sein eigenes Bier auf den Markt bringen soll. Das wäre ein Träumchen und vielleicht disst dann ja auch irgendwer meine Biersorte auf seiner EP.
Für weitere Informationen:
Luisa Ney | macheete
E-Mail: presse@macheete.com